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Month: Oktober, 2013

Sophie Calle ‚Detachment‘

by ju

Die Arbeit ‚Detachment‘ (‚Entfernung‘) der Konzeptkünstlerin Sophie Calle beschäftigt sich mit Berlin und seiner Geschichte. Im Jahre 1996 dokumentierte die Französin die Neuordnung der Stadt und die entfernten Monumente und Staatssymbole der ehemaligen DDR. Sie fotografierte die Abwesendheit von Denkmälern, Tafeln und Plakettem und bat zufällig vorbeikommende Passanten die Gegenstände aus ihrer Erinnerung zu beschreiben. Die leeren Stellen auf den Fotografien ersetzte Sophie Calle durch diese Beschreibungen und verband so Gedächtnis, Ort und Identität.

Über 15 Jahre nach Entstehung der Arbeit, ist eines der entfernten Symbole wieder sichtbar: die Friedenstaube von Gerhrad Thieme mit dem Spruch ‚Stadt des Friedens‘ (aus dem Jahr 1987) schmückt seit kurzem wieder die Außenseite des Nikolaiviertels.

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„In Berlin, many symbols of the former East Germany have been erased. Some traces remain. I photographed their absence and spoke to passersby. I replaced the missing monunments with the memories left behind.“ (Sophie Calle)

Die 72seitige Buchveröffentlichung ‚Detachment‘ erschien erstmals im Jahr 1996 und wird seit Oktober 2013 wieder neu aufgelegt: CALLE, SOPHIE. Detachment. Arles 2013. 80 S. mit meist farb. Abb., Ln. – Text in engl. Sprache.

All images © YYST

„Haus des Volkes“ in Probstzella

by ju

Das ‚Haus des Volkes‘ wurde zwischen 1925 und 1927 als Kulturzentrum und Hotel durch Alfred Arndt und Ernst Gebhardt in Probstzella erbaut, Auftraggeber war der Industrielle Franz Itting. Die gesamte Innenaustattung des größten jemals in Thüringen errichtete Bauhaus-Gebäudes wurde komplett von Bauhaus-Künstlern ausgeführt, dazu gehörten u.a. Textilien, Lampen, Möbel und Beschläge.

Das für die Gegend überdimensionierte Gebäude war ein Haus der Gemeinschaft und beherbergte u.a. eine Gaststätte, einen Tanzsaal, eine Kegelbahn, ein Kino, einen Vereinssaal, eine Bibliothek, eine Turnhalle, eine Sauna und diverse Heilbäder. Nur durch Selbstversorgung (eigener Strom, eigene Wärme, eigene Ernte) konnte das für die gegend überdimensionierte Haus einigermaßen rentabel geführt werden.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von der DDR bis zur Wende als Zollamt benutzt – die kleine Stadt lag direkt im Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze. Seit 1995 stehen das Gebäude-Ensemble und der Hotelpark unter Denkmalschutz. 2003 wurde das Haus von einem Privatinvestor ersteigert, Restaurant und Hotel sind seit einigen Jahren wieder in Betrieb. Auch heute noch befindet sich das „Haus des Volkes“ im Ortskern der 3000 Einwohner Gemeinde Probstzella.

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Weitere Informationen zum ‚Haus des Volkes“ auf probstzella.de

All images © Martin Keutner

Richard Neutra Siedlung in Mörfelden-Walldorf

by ju

Der östereichische Architekt Richard Neutra (*1892 in Wien, †1970 in Wuppertal) galt als einer wichtigsten Vertreter der “klassischen Moderne” in den USA. Seine architektonische Philosophie (“biorealistische Architektur”) war der Gegenentwurf zum dogmatischen Funktionalismus: „Man stelle den Menschen in eine Verbindung mit der Natur; dort hat er sich entwickelt und dort fühlt er sich besonders zu Hause.“

Weniger bekannt ist, daß Neutra in den 60er Jahren auch in Deutschland drei Einzelbauten und zwei Siedlungskonzepte verwirklichte, dazu gehören das Haus Rang in Königstein im Taunus, das Haus Kemper in Wuppertal (1967) und das Haus Pescher (Wuppertal, 1968) – sowie die Bewobau-Siedlung in Quickborn bei Hamburg (1963) und die Bewobau-Siedlung “Gartenstadt” in Mörfelden-Walldorf (1960-64), .

Die „Gartenstadt“-Siedlung in Mörfelden-Walldorf wurde in unmittelbarer Nähe zum Rhein-Main-Flughafen gebaut, statt der mehr als 200 geplanten Bungalows wurden aufgrund der schleppenden Absatzzahlen letztendlich nur 42 Häuser realisiert (mögliche Gründe siehe Der Spiegel, 1964). Seit 1984 steht die Siedlung als Ensemble unter Denkmalschutz, weiterhin sind zehn ihrer Häuser einzeln geschützt.

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Wir besuchten die Siedlung „Gartenstadt“ in Mörfelden-Walldorf sowie drei Häuser im Rahmen einer Führung der Richard-Neutra-Gesellschaft.

All images © Ju Keutner / YYST